Düsseldorf Lovestory – “Mich bringt auch ein Lottogewinn hier nicht weg”

In den vorigen Lovestories haben wir für euch die Jungs von redbeard und den Clubbesitzer des Golzheim interviewt. Diesmal freuen wir uns, euch einen alteingesessenen, “waschechten” Düsseldorfer vorzustellen: Hans-Martin Bittes, geboren 1949 in Düsseldorf. 

Die meisten Leser kennen ihn vielleicht noch nicht, dafür kennen wir ihn umso besser. Denn Herr Bittes ist langjähriger Mieter bei der Rheinwohnungsbau. Er hat uns frei Schnauze von seiner Verbundenheit mit der Stadt erzählt, und ganz persönliche Einblicke gegeben. Spannend war dabei nicht nur, einen unserer Mieter besser kennenzulernen. Sondern auch, Düsseldorfer Love-Stories aus dem Alltag zu entdecken, die sonst vielleicht im Verborgenen bleiben. Und von einer Lovestory kann wohl die Rede sein, wenn einen nicht mal ein Lottogewinn dazu bringen könnte, seine Heimatliebe aufzugeben…  

Als wir morgens an der Tür der 3-Zimmerwohnung in der 3. Etage klingeln, empfängt uns Herr Bittes direkt mit einem Tässchen Tee. Die Wohnung, die Hans-Martin Bittes mit seiner Frau bewohnt, liegt im hübschen Vorort Urdenbach, mitten im Grünen. Es ist hell und freundlich, und auf dem Balkon hat das Ehepaar Bittes ein kleines Pflanzenparadies eingerichtet. Beim Gespräch plaudert Herr Bittes munter und sympathisch drauflos, natürlich in tiefstem Düsseldorfer Dialekt. 

Was ist Ihr Lieblingsort in Düsseldorf?

Kann ich immer nur sagen, in Düsseldorf ist die Rheinpromenade so schön. Wenn man bei schönem Wetter da sitzt und man guckt auf den Rhein, da meinen Sie, Sie sind im Urlaub. Da ist ein nettes Restaurant neben dem anderen. Sie können ein Bierchen trinken, Sie können einen Wein trinken, Sie können Fisch essen, Sie können ein Steak essen. Und wenn die Schiffe dann vorbei fahren, ist das wirklich ein kleiner Urlaub. Also das mit der Rheinpromenade ist von der Stadt Düsseldorf wirklich sehr gut gemacht worden, muss ich sagen. Wenn wir Zeit haben, meine Frau und ich, dann parken wir das Auto unten an der Rheinterrasse und laufen die restlichen paar Meter zu Fuß. Da sind wir direkt im Herzen der Stadt und wenn’s einem an der Promenade nicht gefällt, geht man einfach in die Altstadt. Das ist also wirklich einer unserer Lieblingsorte.

Sie sind in Düsseldorf geboren – und nie weggegangen? 

Ich bin heimatverbunden. Mir gefällt’s. Ich wurde hier geboren und hab hier meinen Beruf angefangen, ich hab in Düsseldorf gelernt. Ich bin nach der Lehre einmal gewechselt nach Oberkassel, das war so ein Sprungbrett. Da war ich 10 Jahre und dann wurde das Geschäft verkauft. Und dann bin ich zur Friedrichstraße runter, da war ein Laden, da kannte ich den Chef. Und der sagte: „Ja, kannst bei mir anfangen. Ich suche noch jemanden.“ Sag ich: „In Ordnung. Ich bleib aber allerhöchstens 4 oder 5 Jahre. Ich möchte nochmal was anderes sehen.“ Aus diesen 5 Jahren sind dann 30 geworden und dann hab ich das ganze Geschäft übernommen. Da hat mich natürlich auch so schnell keiner mehr aus Düsseldorf verjagt.

Haben Sie immer hier in Urdenbach gelebt?

Ja, aber in einer anderen Straße. Aus den Mietwohnungen da wurden aber Eigentumswohnungen gemacht, deswegen musste ich ausziehen. Und dann bin ich hier rüber gezogen auf die Göppinger Straße 15. Nach drei Jahren ist das Haus auch verkauft worden und es wurden wieder Eigentumswohnungen draus gemacht. Wir haben überlegt die Wohnung zu kaufen aber das war ein Horrorpreis, der nicht angemessen war. 

Ja und dann hab ich mich bei der Rheinwohnungsbau beworben und bin von der anderen Straßenseite hier rüber in die Nummer 20 gezogen in die dritte Etage. Das war ungefähr vor zehn oder elf Jahren. 

Luftaufnahme Urdenbacher Kämpe

Und so lange wohnen Sie schon hier?

Nein, das ist ja der Witz an der Sache. Wir haben nicht die ganze Zeit hier gewohnt, sondern haben einen Ausreißer nach Neuss gemacht. Meine Tochter wohnt dort, und die hat Nachwuchs bekommen und die Oma musste natürlich ein bisschen aufpassen auf’s kleine Kind. Aber diese Fahrerei immer von Düsseldorf nach Neuss, da haben wir gesagt: „Wisst ihr was? Jetzt setzen wir uns zusammen.“ Dann haben wir eine Zeit in Neuss gewohnt, aber hinterher wurde es mit dem Kind doch alles ein bisschen eng. Dann sind wir wieder nach Urdenbach und haben wieder hier auf der Göppinger Straße 10 eine 2-Zimmer-Wohnung bekommen.

Die Wohnung war eigentlich zu klein, aber immerhin. Dann suchte ich aber händeringend eine größere Garage, weil mein Auto nicht in unsere Garage passte. Und man kennt ja die stille Post – weil wir ja über die ganzen Jahre hier gewohnt haben und weil ich immer hier gekurvt bin – sagte einer zu mir: „Mensch, hör mal, da unten werden so viele Garagen frei, die älteren Leute geben jetzt alle die Autos ab, die wollen nicht mehr fahren, ruf doch mal die Frau Lehmkuhl an.“ Und dann hab ich die Frau Lehmkuhl von der Rheinwohnungsbau angerufen und ihr gesagt: „Ich such eine Garage.“ „Ja, Herr Bittes, das sieht im Moment nicht so gut aus, wir haben wahnsinnige Voranmeldungen.“ Und dann rief sie mich aber ein paar Tage später doch an und sagt: „Ich hab für Sie eine Garage.“ Da hab ich dann gesagt: „Wunderbar! Frau Lehmkuhl, wie sieht es aus – ich suche auch eine Dreizimmerwohnung.“ „Ja, Herr Bittes, da kann ich Ihnen helfen, ich hab eine Dreizimmerwohnung für Sie.“, sagt sie. Ich sag: „Ich möchte aber in Urdenbach bleiben.“ „Ja, in Urdenbach, auf der Göppinger Straße.“ „Ja“, sag ich, „in Ordnung.“ Sagt sie: „Passen Sie auf, die kann ich Ihnen aber erst in drei Monaten geben, weil die kernsaniert wird.“ Ich sag: „Ist kein Problem Frau Lehmkuhl. Ich hab ja drei Monate Kündigungszeit, dann überschneidet sich das ja auch nicht.“ Dann sagt Sie: „Reden Sie mal mit unserem Hausmeister und gucken sich die Wohnung an.“ Und dann sag ich: „Ja, wo ist die Wohnung denn?“ „Auf der Göppinger Straße 20, dritte Etage.“ Ich sag „Frau Lehmkuhl, für die Wohnung können Sie mir den Mietvertrag direkt fertig machen, die brauch ich mir gar nicht angucken. Da bin ich vor ein paar Jahren ausgezogen.“ Und so haben wir hier die Wohnung wiedergekriegt.

Und Ihre Frau hatte keine Ahnung?

Ja genau, ich weiß noch meine Frau kam abends nach Hause und die wusste noch gar nichts davon. Die wusste zwar, dass ich mit der Frau Lehmkuhl telefoniert hab, wegen der Garage. Und ich sag: „Ich frag dann auch mal wegen einer Wohnung.“ „Ja, ja.“, sagt sie, „Aber das wird dauern.“ Und dann kam die abends nach Hause und sagt „Und?“ „Ja, Garage hab ich – wunderbar.“ Und die kam gerade aus dem Urlaub von Sylt mit meiner Tochter. „Und?“, sag ich, „Bist du gut ausgeruht?“ „Ja, ja. Toll“, sagt sie, „war fantastisch.“ Ich sag: „Das ist gut. Dann kannst du anfangen Koffer zu packen. Wir ziehen in drei Monaten um.“ „Wie? Und wohin?“ Allerdings hab ich sie dann ein bisschen geärgert und hab gesagt: „Nicht nach Urdenbach, sondern wir ziehen nach Ratingen.“ „Ne! Kannst du vergessen, zieh ich nicht hin!“ Ich sag: „War ein Spaß. Wir ziehen in die Göppinger 20. In unsere alte Wohnung.” Sie sagte “Willst du mich jetzt verarschen?“ „Nein!“, ich sag, „Ich hab unsere alte Wohnung gekriegt.“

Hat sich hier in der Zeit, in der Sie weg waren, viel verändert?

Die Wohnung wurde komplett neu gemacht. Badezimmer wurde neu gemacht, Toilette neu gemacht. Die Böden sind neu. Steinboden reingelegt, die Elektronik wurde neu gemacht. Ganz einfach eine Kernsanierung. Dann mussten wir nur noch die Möbel reinstellen und konnten einziehen. Das muss man wirklich sagen, die Rheinwohnungsbau, die hält die Wohnung in Schuss. Also ich kann nur jedem sagen, wenn einer eine Wohnung sucht, da ist er in guten Händen. Wenn da was ist, da wird dann nicht lange rum diskutiert. Wenn die Sache berechtigt ist, dann wird das innerhalb von einem Tag repariert. Hier ruf ich den Hausmeister Herr Malek  an und wenn der nicht da ist sprech ich auf den Anrufbeantworter, mindestens eine Stunde oder anderthalb später hab ich einen Rückruf: „Was ist los?“ Und etwas später ruft er dann wieder an: „Hier haben Sie die Telefonnummer von dem Handwerker, machen Sie mit dem einen Termin aus.“ Weil nützt ja nichts, wenn der einen Termin macht und ich bin nicht da. Das find ich eine gute Sache. Ist alles gut organisiert. Und Herr Malek ist ein ganz netter, lieber Mann, ist das. Mit dem kann man auch reden. Der ist ganz locker und sehr entgegenkommend. 

Was gefällt Ihnen am besten an Urdenbach?

Also ich fühl mich in Urdenbach wohl. Ich sag mal so – ich wohn auf dem Land, aber stadtnah. Ich bin in 5 Minuten in Benrath, ich bin in einer viertel Stunde in Langenfeld, ich bin ohne Stau in einer halben Stunde in Düsseldorf. Es ist zwar nicht ganz zentral, aber man hat hier alles. 

Wir haben hier einen großen Supermarkt, wir haben Ärzte und Kinderärzte, dann haben wir einen Metzger und drei Bäckereien. Ich bin in ein paar Minuten in Reisholz – da ist der Zurheide*, da ist Aldi, da ist Lidl, da ist Netto. Man geht einmal rum und hat alles. Und vor allem – man ist im Grünen. Wenn ich jetzt hier raus gehe, dann bin ich direkt in der Urdenbacher Kämpe, da kann man durch das Naturschutzgebiet bis Baumberg oder Monheim laufen.

*Ein großer Feinkost-Supermarkt

Können Sie sich vorstellen, für immer in Düsseldorf zu bleiben?

Ja. Also ich habe nicht vor irgendwo anders hinzuwandern. Oder ich müsste morgen, sagen wir mal, im Lotto gewinnen. Aber nee, dann würd ich trotzdem in Düsseldorf bleiben. Vielleicht würd ich dann man Urlaub wo anders machen. Weil wissen sie, wenn wir in Urlaub fahren, ist das wunderschön. Die erste Woche brauch ich auch immer zum Abschalten, aus dem Trott rauskommen. Aber wenn ich dann mal drei Wochen bleibe und die dritte Woche fängt an, dann werd’ ich schon nervös, dann will ich auch wieder nach Hause. Nee, ich will nicht aus Düsseldorf weg. Alter Düsseldorfer, will auch hier bleiben.

Jeder hat seine eigenen Gründe, sich zu Düsseldorf hingezogen zu fühlen. Denn die Stadt hat viele Gesichter und Geschichten. Wir freuen uns, hier in der Düsseldorf Lovestory ein paar davon mit euch zu teilen – von Alten und Jungen, von Zugezogenen und Alteingesessenen. 

Bei Hans-Martin Bittes jedenfalls hört und spürt man die Verbundenheit zu Düsseldorf. Und mit dem sympathischen Herrn ins “Klönen” zu kommen, ist nicht schwer. Vielleicht trefft ihr ihn und seine Frau ja mal bei einem Glas Wein an der Rheinpromenade?

Düsseldorfer Rheinpromenade
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